Bauherr: 'Ostfriesische Landschaft', Aurich
Realisierungswettbewerb 1. Preis

Die Ostfriesische Landschaft ist die Nachfolgerin der Landesstände Ostfrieslands und heute ein regionaler Kulturverbund, der als eine seiner Aufgaben die Unterhaltung einer allgemein zugänglichen wissenschaftlichen Bibliothek ansieht.

Das hierfür 1965 bezogene Bibliotheksgebäude erreichte in den 1980er Jahren die Grenzen seiner Kapazität und war in seiner Ausrichtung auf eine reine Magazinaufstellung nicht mehr zeitgemäß.  So wurde 1992 ein Architekturwettbewerb ausgelobt, den wir mit unserem Entwurf gewannen.

Ziel war die Schaffung eines Freihand- und Lesebereiches in Ergänzung der vorhandenen Magazinflächen, aber auch der Erhalt von Erweiterungsfläche für das Magazin und die Verwaltung. Die neu zu schaffende Magazinfläche konnte wegen des hohen Grundwasserstandes nicht in Untergeschossen untergebracht werden.

Damit ergab sich aus dem Programm ein für den Standort relativ großvolumiger oberirdischer Baukörper.

Die umgebenden Altbauten der Ostfriesischen Landschaft schließen einen Innenhofgarten ein, der besonders durch seinen beeindruckenden Eichenbestand dem Ort eine einzigartige Stimmung verleiht. Dieser attraktive Garten bildet den Kern der Anlage.

Die Erweiterung des Magazinbereiches ist auf das zweite und dritte Obergeschoss angehoben. Damit bleibt der Garten durch die gläserne Eingangs- und Lesehalle hindurch weiterhin im Stadtraum sichtbar und erlebbar und prägt auch im Gebäudeinneren im Einklang mit den ledernen Folianten in besonderer Weise die Atmosphäre des Hauses.

Alle neu zu schaffenden Funktionsbereiche gliedern sich dem Altbau als einzelne ablesbare Baukörper an und erreichen so eine maßstäbliche Einbindung in das kleinteilige städtebauliche Umfeld. Der Verwaltungsteil passt sich dem orttypischen Ziegel der Straßenbebauung an, wohingegen der Freihandbereich sich mit seinen Glasfassaden wie ein Gartenpavillon zurückhält. Die gläserne Eingangs- und Lesehalle ist innerer Außenraum, und der Magazinkubus passt sich mit seiner reflektierenden Plattenbekleidung aus Glas jeweils dem jahres- und tageszeitlichen Wandel an. Die im Eingangsbereich von einem Künstler gestaltete Leitwand aus Sichtbeton verbindet Vorplatz und Garten miteinander und schafft die räumliche Zäsur zwischen Freihand- und Lesebereich.
Das Haus ist so konzipiert, dass alle Publikumsbereiche von der Ausleihtheke am Eingang aus einsehbar sind. So kann die Bibliothek mit geringem Personalaufwand betrieben werden.

Integrativer Bestandteil des Baus ist das auf einem Luftheizungssystem basierende Energiekonzept. Das Magazin erhält durch die massiven Außenwände und kontrollierte Feuchte ein für die Lagerung des wertvollen Bücherbestandes optimales Klima.

Lage: Fischteichweg  16, 26603 Aurich
Leistungsumfang: LP 2-5, LP 6 und künstl. Oberleitung in Zusammenarbeit mit W. Göken
Fertigstellung: August 1995 - Sanierung Altbau 2002
Daten: BGF 1.950m², BRI 9.630m³

Fotos: © Valentin Wormbs, Stuttgart